Dunning-Kruger: Die unsichtbare Bedrohung für die IT-Sicherheit!

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Die Bedrohungslage durch Angriffe im Internet ist so hoch wie nie. Ungeachtet dieser Tatsache sind nur die wenigsten Unternehmen umfassend gegen externe und innere Bedrohungen gerüstet. Viele Firmen haben ein verzerrtes Selbstverständnis bezüglich der Gefahren von möglichen Sicherheitslücken in der IT-Infrastruktur. Dies wiederum sorgt für einen Mangel an Investitionsbereitschaft in eine umfängliche IT-Sicherheitsstrategie – was das eigentliche Problem noch verstärkt. Diese kognitive Verzerrung wird in der Psychologie als Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet. Was sich hinter diesem Begriff versteckt, welche Auswirkungen er auf die IT-Sicherheit von Unternehmen hat und wie Sie diesen Effekt umgehen bzw. minimieren können, erfahren Sie im folgenden Blogbeitrag.

Datenklau leicht gemacht

Der zunehmende Einsatz digitaler Technologien verändert die Geschäftswelt seit Jahren fundamental. Innerhalb kürzester Zeit wurden bis dato bewährte und erfolgreiche Geschäftsmodelle und Geschäftsstrategien abgewertet; zeitgleich fand ein Wandel in den Geschäftsanforderungen, vor allem auf rechtlicher Ebene, statt. Dieser Wandel wiederum führte zu einer Enthemmung im Bereich der Internetkriminalität, begünstigt durch die leichte Verfügbarkeit entsprechender Werkzeuge über anonyme Plattformen im Darknet. Mit netzfähigen Endpunkten, cloudbasierten Datenbanken usw. eröffnen sich kriminellen Akteuren zudem eine Reihe neuer Modi Operandi – mit enormen Schadenspotenzialen.

Dennoch: Obwohl mittlerweile 84 Prozent der deutschen Unternehmen von Internetkriminalität betroffen sind, stagnieren vielerorts die Aufwendungen für funktionierende IT-Sicherheit. Oftmals der Auslöser: Eine falsche Wahrnehmung bezüglich des vorhandenen IT-Schutzes. Die unternehmerischen Abwehrkräfte in Bezug auf die IT-Infrastruktur werden – wegen bereits implementierter IT-Sicherheitsmaßnahmen – überbewertet; die tatsächlichen Gefahren verkannt oder gänzlich übersehen. Genau das ist der o.g. Dunning-Kruger-Effekt.

Im Teufelskreis der Selbstüberschätzung

Kurz zusammengefasst handelt es sich beim Dunning-Kruger-Effekt um ein Phänomen, bei dem einzelne Personen oder Personengruppen eine bemerkenswerte Selbstüberschätzung ihrer Kenntnisse an den Tag legen, insbesondere in Bezug auf spezielles Fachwissen und zugehörige Fähigkeiten. Das Resultat: Menschen halten sich für fähiger, als sie tatsächlich sind. Dies erzeugt mehrere Probleme, von denen die relevantesten ein falsches Sicherheitsgefühl und mangelnde Objektivität sind.

Der Dunning-Kruger-Effekt ist auf die Ergebnisse der beiden Psychologen David Dunning und Justin Kruger zurückzuführen. Diese führten 1999 Untersuchungen hinsichtlich der Selbstüberschätzung und Außendarstellung von Personen mit hohem Selbstbewusstsein durch. Die beiden Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass Menschen mit geringem Wissen sowie fehlender Qualifikation in stärkerem Maße zur Selbstüberschätzung tendieren. Aufgrund mangelnder Selbstreflexion wird die eigene Position subjektiv bewertet und Rat oder Hilfe anderer Personen ignoriert.

Der Dunning-Kruger-Effekt im Alltag

Dem Dunning-Kruger-Effekt begegnet man überall. Eines der beeindruckendsten Beispiele zeigt sich in der Kriminalgeschichte: Im Jahr 1995 raubte McArthur Wheeler am helllichten Tag zwei Banken aus. Dabei verzichtete er auf jegliche Vermummung, ungeachtet der Tatsache, dass die Banken kameraüberwacht waren. Als er geschnappt wurde, war seine Verwunderung groß – war er doch davon überzeugt, durch den Einsatz von Zitronensaft für die Kameras der Banken unsichtbar zu sein. Weitere bekannte Beispiele für den Dunning-Kruger-Effekt sind

  • Fußballfans mit der Überzeugung, ein höheres taktisches Bewusstsein und Ahnung vom Spiel zu haben als der Trainerstab
  • Autofahrer, die der Meinung sind, im Vergleich zu anderen Verkehrsteilnehmern ‘ordnungsgemäßer’ zu fahren
  • Personen, die unser Land besser regieren können als Politiker und für sämtliche Krisen Lösungen parat haben

Die Folge: Hohes IT-Sicherheitsrisiko

Eine solche Fehleinschätzung kann vor allem im Bereich der unternehmerischen IT-Infrastruktursicherheit gravierende Folgen haben:

Persönliche Angriffsfläche erhöhen: Werden die eigenen Fähigkeiten und Fachkenntnisse in Bezug auf den Umgang mit Mails usw. falsch bewertet, steigt die Anfälligkeit für Phishing-Attacken. Oder es werden unsichere Passwörter verwendet – was das Risiko von Sicherheitsverletzungen ebenfalls steigert.

Mangelndes Fachwissen: Verfügt das zuständige Personal über ungenügendes oder veraltetes Fachwissen, kann dies mangelhafte Sicherheitskonfigurationen in IT-Infrastrukturen zur Folge haben. So steigt die Gefahr von Angriffen.

Unsichere Software-Installationen: Wird die Kompetenz, gesicherte Software-Installationen vorzunehmen, zu hoch bewertet, werden schlimmstenfalls Sicherheits-Updates ignoriert oder Schad-Code höchstselbst eingespielt.

Unsichere Datenspeicherung: Ganze Datensicherungskonzepte werden unbrauchbar (und somit anfällig), wenn die persönlichen Fähigkeiten in diesem Bereich falsch eingeschätzt werden. Das Risiko von Datenverlust oder -diebstahl steigt exponentiell.

Mangelhafte Compliance: Sind sich Mitarbeiter der bestehenden Compliance-Regeln nicht bewusst bzw. beurteilen die Wichtigkeit solcher Regeln falsch, sind schwerwiegende Konsequenzen die Folge.

Was Sie gegen den Dunning-Kruger-Effekt tun können

Es gibt etliche erprobte Maßnahmen zur Eingrenzung oder Vermeidung des Dunning-Kruger-Effekts:

Regelmäßige Aufklärung und Sensibilisierung: Zum einen sollten Sie Ihre MitarbeiterInnen ganz konkret über den Dunning-Kruger-Effekt und seine Auswirkungen informieren. Zum anderen ist die Mitarbeitersensibilisierung und kontinuierliche Schulung ein wirksames Mittel.

Realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten: Es ist wichtig, dass Ihre MitarbeiterInnen eine realistische Einschätzung ihrer persönlichen Kenntnisse und Fähigkeiten haben. Niemand ist Experte für alles; indem Sie vorhandenes Talent identifizieren und fördern, bestärken Sie Ihr Team darin, Nein zu sagen. Arbeiten, bei denen sie sich nicht sicher fühlen, delegieren Sie an die Kollegen, die sie effizient erledigen.

Einhaltung von Sicherheitsrichtlinien und -verfahren: Sicherheitsrichtlinien und -verfahren müssen im Team bekannt gemacht und eingehalten werden. So reduzieren Sie das Risiko von Sicherheitsverletzungen drastisch.

Kommunikation und Zusammenarbeit: In der IT-Sicherheit ist Kommunikation, Zusammenarbeit und Kritikfähigkeit von entscheidender Bedeutung zur Vermeidung des Dunning-Kruger-Effekts.

Risikomanagement: Ein wichtiger Bestandteil funktionierender IT-Infrastruktursicherheit ist das Risikomanagement. Durch die kontinuierliche Gefahrenprüfung und die Ergreifung adäquater Maßnahmen verringern Sie entsprechende Risiken aktiv. Hierzu gehört vor allem, dass man die Kompetenzen und Fähigkeiten einzelner Teammitglieder berücksichtigt.

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht

Fakt ist: Der Dunning-Kruger-Effekt ist im Bereich der IT-Infrastruktursicherheit ein ernstzunehmendes Problem, welches unbedingt vermieden werden muss. Regelmäßige IT-Sicherheitsschulungen sowie weitere Sensibilisierungsmaßnahmen versetzen Unternehmen in die Lage, das Know-how und die Kenntnisse Ihrer MitarbeiterInnen zu optimieren. So wird garantiert, dass das Team gut gerüstet ist wenn es darum geht, potenziellen internen und externen Gefahren zu trotzen.

Möchten auch Sie den Dunning-Kruger-Effekt bei sich im Unternehmen vermeiden? Haben Sie weiterführende Fragen zu diesem Thema oder anderen Themen? Sprechen Sie uns an! Sie erreichen uns kostenfrei unter der Nummer 0800 4883 338!

 

Weiterführende Infos: Audits und IT-Infrastrukturanalysen | IT-Sicherheitsanalysen aus Angreifersicht

 

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